Jahresreflexion: Warum die Frage „Was war dein Highlight?“ nicht reicht – und wie du 2025 wirklich verstehst
Es ist wieder diese ganz bestimmte Zeit im Jahr. Draußen wird es früher dunkel, die ersten Lichterketten hängen in den Fenstern, und die Welt scheint kollektiv den Atem anzuhalten. Wir schreiben November 2025. In wenigen Wochen schließen wir dieses Kapitel ab und blättern um auf 2026.
Vielleicht sitzt du gerade mit einer Tasse Tee auf dem Sofa, das Handy in der Hand, und scrollst. Und während du scrollst, beginnt es: Das große „Best-of“-Schaulaufen.
Auf Instagram, LinkedIn und in den WhatsApp-Statusmeldungen deiner Freunde siehst du sie überall: Die strahlenden Collagen. Die Erfolgsmeldungen. Die Marathon-Medaillen, die Sonnenuntergänge auf Bali, die Beförderungsurkunden. Und dann ist da diese eine Frage, die wie ein gut gemeinter, aber spitzer Pfeil in deinem Kopf landet:
„Was war dein Highlight 2025?“
Vielleicht hast du sofort eine Antwort. Ein Bild ploppt auf: Der Moment, als du das Projekt abgeschlossen hast. Der Tag am Meer. Vielleicht fühlst du aber auch diesen leisen Druck in der Magengegend. Eine Mischung aus Wehmut und Unzulänglichkeit. Du fragst dich: War mein Jahr gut genug? Habe ich genug erlebt? Wenn ich so zurückblicke… war da eigentlich gar nicht so viel Glanz und Gloria.
Ich möchte dich heute bitten, das Handy kurz zur Seite zu legen. Atme tief durch. Ich bin hier, um dir zu sagen: Dieses Gefühl ist okay. Und mehr noch – diese Frage nach dem „Highlight“ ist vielleicht der größte Fallstrick, den wir uns selbst stellen können, wenn wir wirklich wachsen wollen.
Erfolge zu feiern ist wichtig, keine Frage. Wir brauchen das Schulterklopfen. Aber wenn du dein Leben wirklich verstehen willst – wenn du Mental Engineering betreiben willst statt nur oberflächliches „Feel-Good-Management“ – dann führt dich die Jagd nach den Highlights in die Irre. Sie erzählt dir eine Geschichte über dein Jahr 2025, die so vielleicht gar nicht stimmt.
Lass uns heute gemeinsam hinter die Kulissen schauen. Lass uns herausfinden, warum dein Gehirn dich austrickst und wie du 2026 auf einem Fundament aus Wahrheit statt auf Zuckerwatte aufbaust.

Der innere Filmriss: Warum dein Gehirn ein unzuverlässiger Erzähler ist
Stell dir vor, du würdest einen Film über dein Jahr 2025 drehen. Wenn wir unserem Gedächtnis freien Lauf lassen, würde dieser Film nicht 365 Tage zeigen. Er wäre ein rasanter Trailer, zusammengeschnitten aus den dramatischsten Szenen.
Warum ist das so? Unser Gehirn ist, evolutionär gesehen, ein Energiesparmodell. Es kann sich nicht jedes Frühstück, jede Bahnfahrt und jedes Meeting merken. Um Speicherplatz zu sparen, nutzt es eine Abkürzung, die in der Psychologie als die Peak-End Rule bekannt ist.
Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat herausgefunden, dass wir eine Erfahrung – sei es ein Urlaub, eine Beziehung oder eben ein ganzes Jahr – fast ausschließlich anhand von zwei Datenpunkten bewerten:
- Dem Peak: Der intensivste Moment (das absolute Hoch oder das absolute Tief).
- Dem Ende: Wie du dich jetzt gerade fühlst, während du zurückblickst.
Alles dazwischen? Die hunderte von „normalen“ Tagen? Die Montage, die Dienstage, die grauen Donnerstage? Sie verblassen zu einem unscharfen Rauschen im Hintergrund.
Dazu kommt der Nebel des Recency Bias. Hand aufs Herz: Erinnerst du dich wirklich noch daran, wie du dich am 12. Februar gefühlt hast? Weißt du noch, was dich im April nachts wachgehalten hat? Wahrscheinlich nicht. Diese Erinnerungen sind überschrieben von den Ereignissen der letzten sechs bis acht Wochen.
Der graue, zähe Februar, in dem du dich einsam gefühlt hast und an allem gezweifelt hast? Er ist emotional kaum noch greifbar. Der stressige Mai, in dem du fast ausgebrannt wärst und dir geschworen hast, „nie wieder so viel zu arbeiten“? Vergessen, weil der Sommerurlaub im August so schön war und der gemütliche Herbst alles in goldenes Licht getaucht hat.
Hier liegt die Gefahr: Wenn du deine Ziele für 2026 auf Basis dieser verzerrten Wahrnehmung planst, baust du dein Haus auf einem falschen Fundament. Du optimierst dein Leben für Momente, für die „Highlights“, aber du vergisst dabei den eigentlichen Stoff, aus dem dein Leben besteht: den Alltag.
Muster statt Meilensteine: Die Magie des Durchschnitts
Lass uns für einen Moment analytisch werden, um dein Herz zu entlasten. Ein Highlight ist, statistisch gesehen, ein Outlier – ein Ausreißer. Es ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Ich gebe dir ein Beispiel, das wir alle kennen: Stell dir vor, du hast einen Job, der dich 48 Wochen im Jahr stresst. Du fühlst dich oft überfordert, die Kollegen sind schwierig, und am Sonntagabend hast du diesen Kloß im Hals. Aber dann hast du vier Wochen Urlaub. Du fliegst weg, liegst am Strand, trinkst Cocktails, fühlst dich frei. Wenn du dich jetzt im November fragst: „War 2025 ein gutes Jahr?“, schickt dir dein Gehirn sofort die Bilder vom Strand. Das warme Sonnenlicht, das Meeresrauschen. Du lächelst und sagst: „Ja, doch, war eigentlich ganz gut.“
Aber das ist eine süße Lüge.
Der fantastische Zwei-Wochen-Urlaub macht die 48 Wochen Stress nicht ungeschehen. Er ist ein Pflaster, keine Heilung. Er übertüncht das Problem, anstatt es zu lösen. Wenn du basierend auf diesem Urlaubsgefühl entscheidest, 2026 in diesem Job zu bleiben, triffst du eine Entscheidung gegen dein tägliches Wohlbefinden.
Für echtes Mental Engineering müssen wir den Blickwinkel radikal ändern. Wir müssen weg von den Spitzen, hin zur Basislinie.
- Frage dich nicht: „Wann war ich am glücklichsten?“ (Peak)
- Frage dich: „Wie war meine durchschnittliche Energie an einem ganz normalen Dienstag im März?“ (Baseline)
Warum ist der Dienstag im März so wichtig? Weil das dein echtes Leben ist. Wir wollen keine Trophäen zählen. Wir wollen Muster (Patterns) erkennen. Muster sind die unsichtbaren Fäden, die sich durch dein Jahr ziehen und die darüber entscheiden, ob du wirklich vorankommst oder dich im Kreis drehst.
- Wo sabotierst du dich immer wieder selbst, sobald es ernst wird?
- Welche kleine Gewohnheit (vielleicht das Scrollen am Morgen oder das Glas Wein zu viel am Abend) hat dir konstant Energie geraubt – Tropfen für Tropfen, jeden Tag ein bisschen?
- Welche Menschen haben dir über das ganze Jahr hinweg ein Gefühl von Sicherheit gegeben, nicht nur auf der wilden Party, sondern an den langweiligen Nachmittagen?
Echte Veränderung passiert nicht an den Spitzen. Sie passiert im Durchschnitt. Wenn du deine „Baseline“ anhebst – wenn der normale Dienstag im März 2026 ein bisschen besser ist als der im Jahr 2025 – dann hast du wirklich gewonnen. Dann verändert sich dein Lebensgefühl nachhaltig.
Die 7 Lebensbereiche: Eine Einladung zur Ehrlichkeit
Vielleicht spürst du jetzt einen Widerstand. „Aber ich will doch nicht an die grauen Dienstage denken!“, ruft dein Inneres. Das verstehe ich. Es ist verlockender, sich die Rosinen herauszupicken. Aber tiefes Wachstum beginnt dort, wo wir die Taschenlampe in die dunklen Ecken halten.
Um diese Muster zu erkennen, brauchen wir Struktur. Unser Bauchgefühl ist oft zu sehr von tagesaktuellen Launen gesteuert. Wir müssen das diffuse Gefühl „Jahr 2025“ in greifbare Sektoren unterteilen. Stell dir vor, du wärst ein liebevoller, aber absolut ehrlicher Berater, der eine Inventur deines Lebens macht.
Ich nutze dafür gerne ein Framework aus 7 Lebensbereichen. Gehen wir sie kurz durch – nicht als To-Do-Liste, sondern als Themenfelder zum Hineinspüren:
- Karriere & Mission: Nicht nur „Wurde ich befördert?“, sondern: Bin ich morgens mit einem Sinngefühl aufgewacht oder habe ich nur Aufgaben abgearbeitet?
- Finanzen: Nicht nur der Kontostand, sondern: Hatte ich das Gefühl von Kontrolle oder von Mangel? Wofür habe ich Geld ausgegeben, um Emotionen zu kompensieren?
- Gesundheit & Körper: War mein Körper mein Verbündeter oder ein Werkzeug, das funktionieren musste? Habe ich ihm Pausen gegönnt bevor er geschrien hat?
- Beziehungen & Sozialleben: Hier lügen wir uns oft am meisten an. Wir sagen „Alles okay“, weil wir nicht streiten. Aber Schweigen ist nicht Harmonie. Frage dich: Bei wem konnte ich dieses Jahr wirklich ich selbst sein?
- Emotionen & Inneres Ich: Wie war der Soundtrack meiner Gedanken? War ich mein eigener Coach oder mein härtester Kritiker?
- Geist & Intellekt: Habe ich mich gefüttert? Habe ich Neues gelernt oder nur Altes wiederkäut?
- Physische Umgebung: Fühle ich mich wohl, wenn ich zur Tür hereinkomme? Oder raubt mir mein Chaos Energie?
Geh durch diese Bereiche. Sei sanft zu dir, aber sei unbestechlich. Frage dich: Was habe ich vermieden? Wo habe ich mich belogen? Wo stagniere ich seit Jahren und rede es mir mit einem „Es ist ja gerade nur eine Phase“ schön?
Das ist Real Talk. Und ja, das kann kurz wehtun. Es ist wie der Moment, wenn man ein Pflaster abzieht, um zu sehen, ob die Wunde heilt. Dieser Schmerz ist kein Rückschritt – er ist Wachstumsschmerz. Er zeigt dir, wo du 2026 ansetzen darfst.
Dein Ritual: Wie du tiefer gräbst (Mini-Tutorial)
Bist du bereit, den Nebel zu lichten? Hier ist eine Anleitung, wie du eine Jahresreflexion machst, die wirklich etwas bewegt. Mach daraus ein Ritual. Zelebriere es.
Schritt 1: Schaff dir einen heiligen Raum. Dies ist nichts, was du in 10 Minuten in der Bahn machst. Blockiere dir einen Sonntagnachmittag. Sag Verabredungen ab. Mach dir deine Lieblingsmusik an (vielleicht etwas Instrumentales), koch dir einen guten Tee oder schenk dir ein Glas Wein ein. Zünde eine Kerze an. Signalisiere deinem Unterbewusstsein: Jetzt geht es um mich. Jetzt wird es wichtig.
Schritt 2: Daten statt Gefühle. Wir müssen den Recency Bias austricksen. Verlass dich nicht auf dein Gedächtnis. Werde zum Detektiv in deinem eigenen Leben.
- Öffne deinen Kalender: Scrolle ganz zurück zum Januar 2025. Woche für Woche. Was hast du getan? Mit wem hast du dich getroffen? Du wirst überrascht sein, wie viele „Ach ja, das war ja auch noch!“-Momente du haben wirst.
- Öffne deine Foto-Galerie: Bilder sind Zeitstempel deiner Emotionen. Scrolle durch den März, den April. Schau dir deine Augen auf den Bildern an. Strahlst du wirklich, oder lächelst du nur für die Kamera?
- Checke deine Kontoauszüge: Nichts ist so ehrlich wie unser Ausgabeverhalten. Wofür hast du Geld ausgegeben? Deckt sich das mit dem, was dir angeblich wichtig ist?
Schritt 3: Stelle die Fragen, die wehtun (und heilen). Statt „Was war mein Erfolg?“, frage dich tiefer:
- „Welches Ziel habe ich dieses Jahr schon wieder nicht erreicht – und warum wirklich? Hatte ich Angst? War es gar nicht mein Ziel?“
- „Zu was habe ich Ja gesagt, obwohl jede Faser in mir Nein geschrien hat?“
- „Welche 20% meiner Aktivitäten haben mir 80% meiner Energie geraubt – und warum halte ich an ihnen fest?“

Die Abkürzung: Dein Kompass durch den Nebel
Vielleicht denkst du jetzt: „Puh, das klingt nach Arbeit. Das klingt anstrengend.“ Und du hast recht. Sich selbst ungeschminkt im Spiegel anzusehen, ist anstrengender, als Selfies mit Filter zu machen. Unser Gehirn wehrt sich dagegen. Es will Energie sparen. Es will das Ego schützen und flüstert dir zu: „Ach komm, schreib einfach auf, dass der Urlaub schön war, und gut ist.“
Aber genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Genau hier entscheidet sich, ob 2026 einfach nur „noch ein Jahr“ wird, oder ob es dein Jahr wird.
Weil ich weiß, wie schwer es ist, diesen Prozess alleine durchzuziehen, ohne sich in Gedankenkreisen zu verlieren, habe ich das Mental Engineering Jahresreflexions-Workbook entwickelt.
Sieh es nicht als „noch ein To-Do“. Sieh es als deinen freundlichen, aber bestimmten Reiseleiter durch den Nebel. Ich nehme dich an die Hand. Ich führe dich strukturiert durch alle 7 Lebensbereiche, sodass du nichts vergisst.
- Wir überspringen das unnötige „Chichi“.
- Wir lassen die oberflächlichen Glückskeks-Fragen weg.
- Wir stellen stattdessen die psychologisch fundierten Fragen, die die Muster aufdecken, die du allein vielleicht übersehen würdest.
Es ist das Werkzeug für Kopfmenschen mit Herz, die spüren, dass da noch mehr geht. Die keine Lust mehr haben auf Zufallstreffer, sondern die ihr Leben aktiv gestalten wollen.
Fazit: Designe dein 2026
Ein Highlight ist schön für die Erinnerung. Es ist das Dessert. Aber man kann nicht nur von Dessert leben. Wir brauchen eine gesunde Hauptmahlzeit – einen Alltag, der uns nährt, der uns erfüllt und der uns nicht ausbrennt.
Lass uns aufhören, Jahre nur abzufeiern oder abzuhaken wie eine erledigte Einkaufsliste. Fangen wir an, sie zu verstehen. Fangen wir an, aus ihnen zu lernen.
Mach 2026 nicht zu einem Jahr der Wiederholungen. Mach es zu einem Jahr der bewussten Entscheidungen. Wenn du bereit bist, tiefer zu gehen, wenn du bereit bist für deine eigene Wahrheit, dann wartet das Workbook auf dich.
Hol dir hier dein Workbook und starte die wichtigste Inventur deines Jahres.
